Komplexitätsmanagement und Variantenmanagement

Komplexitätsmanagement und Variantenmanagement für den optimalen Markterfolg

Komplexitätsmanagement und Variantenmanagement umfassen ein ganzheitliches methodisches Umgehen mit Vielfalt und der dadurch verursachten Komplexität mit dem Ziel der Ergebnisoptimierung. Mit Varianten wird häufig aus Sicht des Vertriebs oder der Entwicklung/Konstruktion etwas „Positives“ assoziiert im Sinne „Jeder Kunde erhält bei uns seine kundenspezifische Sonderlösung“ im sinne eines optimalen Markterfolges aus Sicht der jeweiligen Einzelkunden. Mit Komplexität wird hingegen eher etwas „Negatives“ assoziiert in dem Sinne, dass die Produktion und der Einkauf zusätzliche Varianten als kostentreibende Renditekiller wahrnehmen. Von der Besetzung der Begrifflichkeiten einmal abgesehen, sollten Varianten immer im Kontext Komplexität betrachtet werden. Dabei hat jeder Unternehmensbereich eine andere Sicht auf Varianten und Komplexität. So stehen hinter Varianten beispielsweise Nischenangebote, Kundenlösungen, Innovationen oder Länderausführungen.

Variantenmanagement, Komplexitätsmanagement und Produktkonfiguration

Übergeordnetes Ziel im Varianten- und Komplexitätsmanagement ist, das richtige Maß für Varianten in Produkten und Prozessen zu finden. Nicht notwendige Komplexität gilt es, zu beseitigen und erforderliche Komplexität kostenoptimiert zu beherrschen. Hierbei ist auf die wechselseitige Abhängigkeit von Produkt- und Prozess-Komplexität zu achten. Unter betriebswirtschaftlichen und theoretischen Aspekten wird oftmals der Grenznutzen zusätzlicher Varianten bewertet. Hierbei wird der zusätzliche Umsatzbeitrag in Relation zum zusätzlichen Kostenanstieg bewertet nach dem Motto: Der theoretisch optimale Variantenbereich liegt dort, wo der Zuwachs der Komplexitätskosten größer ist als der Umsatzzuwachs und damit der Grenznutzen hinfällig wird.

Variantenmanagement, Produktkonfiguration

Mit dem richtigen Komplexitätsmanagement zur optimalen Variantenzahl

In der Praxis verhält es sich etwas anders, denn Varianten stellen in aller Regel etwas Positives dar und die meisten Unternehmen leiden daher an einer zu hohen und unnötigen Variantenvielfalt im Unternehmen und weniger an einer zu hohen Marktvarianz. Bei fehlendem Varianten-Komplexitätsmanagement führt eine schleichende Variantenzunahme jedoch über die Zeit oftmals zu kostentreibendem Wildwuchs im Sinne überproportional ansteigender Komplexitätskosten. Ursachen hierfür sind z.B. innerbetriebliche Komplexität, Ineffizienz in der Auftragsabwicklung und steigende Produkt- und Administrationskosten. Harte Standardisierung oder Sortimentsreduzierung/-bereinigung verringert hingegen die Marktchancen und schmälert den Umsatz, da Kunden zum Wettbewerb abwandern.

Variantenmanagement, Komplexitätsmanagement und Produktkonfiguration

Varianten, durch die Umsatz- und Vertriebsbrille oftmals ein Segen, durch die Kostenbrille in der Produktion und im Einkauf nicht selten ein Fluch. Durch geschickte Nutzung von Methoden des Varianten- und Komplexitätsmanagements, beispielsweise der Modularisierung und der Produktkonfiguration kann es jedoch gelingen, den Spagat zwischen spezifischen Kundenausführungen auf der Marktseite (Scope) und ausreichender Wiederholhäufigkeit kostenoptimierter Produkte und Prozesse (Scale) in der Produktion und im Einkauf erfolgreich zu kombinieren.

Komplexitätsmanagement und Variantenmanagement

In der Anwendung ist es dann möglich, individuell konfigurierbare Produkte zu liefern, ohne auf Prozesseffizienz und kostenoptimierte Wiederholfertigung zu verzichten (Mass Customization). So können die vom Kunden geforderte Variantenvielfalt zu einem Großteil aufgefangen und erhebliche Kostensenkungspotentiale erschlossen werden. Hohe Leistung, Individualität und ausgeprägte Kundennähe sowie niedrige Kosten müssen kein Widerspruch mehr sein.

Varianten-/Komplexitätsmanagement stellt dabei als Oberbegriff ein sehr effektives Methodenset zur Planung, Vermeidung, Reduzierung und Beherrschung individueller Produktausführungen dar. Ganzheitlich angewendet und im Produktlebenszyklus verankerte Methoden eröffnen die Chance, Geschäftspotenziale gezielt zu verbessern.

Es lassen sich viele Methoden einsetzen und miteinander kombinieren, von der Variantenvermeidung und -reduzierung bis hin zur Produktkonfiguration

Je nach Unternehmensbereich lassen sich eine Vielzahl an Methoden einsetzen, wie z.B:

Produkt-Markt-Strategie und Vertrieb: Produkttypen, Baureihen, Sortimentsoptimierung, Produktstruktur nach Basis, Standard, Variante, Option, Sonder, Upgrade, Cross-Selling, Service bis hin zur automatisierten Beherrschung von Varianten entlang der

Angebotsprozesse durch CPQ, Produktkonfigurator oder Guided Selling.

Produktentwicklung: Plattformen, Standardisierung, Modularisierung oder Baureihen bis hin zur automatisierten Beherrschung von Varianten entlang der

technischen Auftragsbearbeitung durch Entwicklungskonfiguration, Design Automation, Referenztechniken, Variantenkonstruktion oder ETO-Handling.

Fertigung und Montage: Stücklisten- und Arbeitsplankonfiguration, Fertigungssegmentierung, späte Variante und späte Kundenkopplung,

Einkauf: Bündelung, Rahmenverträge, Entfeinerung der Spezifikationen,

IT / Organisation: Master Data Management, Single Source of Truth.

Ziel ist im Komplexitätsmanagement es, je Bereich zwischen „guten“ Produktvarianten und „schlechten“ Produktvarianten im Sinne innerbetrieblicher Verschwendung durch Produkt- und Prozesskomplexität zu unterscheiden. Allerdings ist das Thema viel zu komplex, als das aus einem Unternehmensbereich heraus wegen der teilweise gegenläufigen Interessen ein Optimum für das Unternehmen erzielt werden kann. Daher gehört zumindest in den groben Weichenstellungen Varianten- und Komplexitätsmanagement auf der oberen Unternehmensebene fest verankert.

Wir haben in diesem Kontext unsere Erfahrungen in einen Leitfaden beim VDMA eingebracht.

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