3. Variantenmanagement: Konfigurationsmodell und Datenkonzept

Variantenmanagement und Komplexitätsmanagement in der Produktkonfiguration

Sie wollen ein nachhaltiges Variantenmanagement einführen oder befinden sich in der Phase zur Einführung eines Produktkonfigurators? Inzwischen fragen Sie sich, ob die heutigen Produktstrukturen und Produktdatenmodelle ggf. zu komplex sind. Kann damit eine langfristig stabile Variantenkonfiguration aufgesetzt werden? Sie ahnen, dass der Ansatz so nicht dauerhaft pflegbar sein wird.

Systematische Auswahl

Konzept und Vorgehen Produktkonfiguration

Mit effektivem Variantenmanagement zur dauerhaft stabilen und einfach pflegbaren Produktkonfiguration 

Das externe Einspielen über Hilfsmittel (IT-Modelle über Mind Maps oder VBA-basierte Excel-Tools) sieht zwar gut aus, sollte aber nach Aufsatz der Regelwerke nicht mehr länger die Pflegeumgebung sein.

Genau hier setzt das richtige Variantenmanagement an mit einer soliden und beherrschbaren Produkt- und Datenstruktur, einfach zu pflegenden Regelwerken und einem geeigneten IT-Setup. 

Die Herausforderungen:

Welche Umfänge werden im CPQ-System abgebildet?

Nicht jedes Produkt lässt sich aufgrund der Abwicklungskomplexität in einem Produktkonfigurator abbilden. Darüber hinaus entscheiden der Wiederholgrad von Geschäftsvorfällen (Frequenz und Verhältnis der Anzahl Angebote zu Aufträgen – Hitrate) und die Stabilität der Produktmodelle (Vertriebs- und Technikmerkmale) über Umfang der Produktkonfiguration. Viele Unternehmen begehen hier den Fehler, von 0 auf 100 durchstarten zu wollen und bilden von PTO, über ATO bis hin zu ETO ihre Produktwelten in gleichen Ansätzen ab. Dies führt zu langfristig nicht beherrschbaren Konfiguratoren.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Governance:

Im Einzelfall kann die Governance von Produktplattformen in VM-Werkzeugen wie Palma oder Metus geeignet sein. Nur muss auch hier die Frage gestellt werden: Was (Produktstrukturen, Merkmale, Klassen, Regeln etc.) soll wo gepflegt werden in z.B. CPQ, PDM (Teamcenter oder Windchill) oder ERP wie SAP mit LO-VC und AVC. Nicht selten gesellt sich noch eine PIM-Lösung dazu. Lösungen, wo unabgestimmt in verschiedenen Systemen Daten generiert, gepflegt und konsumiert werden haben auf Dauer noch nie funktioniert.

Die Lösung: Effektives Variantenmanagement abgeglichen zwischen Vertrieb (CPQ), Technik (CAD, PDM) und Produktion (ERP)

Im Variantenmanagement sollte daher das Produkt- und Konfigurationsportfolio grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden und nach klaren Regeln geordnet und klassifiziert werden. In welchen Stufen und in welchem Verhältnis von Aufwand und Nutzen sind welche Produktbereiche für eine automatisierte, halbautomatisierte oder rein manuelle Produktkonfiguration geeignet. Je nach Ergebnis führen dann unterschiedliche Ansätze im Variantenmanagement mit unterschiedlichen Konfigurationsmodellen zum Ziel. Wichtig dabei ist es, diese Produkt-Prozess-Klassen (oberste Ebene PTO, ATO, MTO und ETO) nicht zu mischen. 

Der zweite Punt betrifft die Governance. Welche Daten werden wo generiert (Single Source of Truth), wo gepflegt und von wo aus konsumiert?

Variantenmanagement, Produktkonfiguration

Es empfiehlt sich ein mehrstufiger Ansatz, um Varianten zu optimieren

Es empfiehlt sich ein mehrstufiger Ansatz. Zunächst findet ein Abgleich mit der Produkt-Markt-Strategie und den Vertriebsmerkmalen sowie den zugehörigen Varianten statt. Danach sollten die technischen Aspekte der Komplexität geprüft werden und in einem ganzheitlichen Ansatz eine erste Clusterung vorgenommen werden.

Die notwendige Datenaufbereitung ist ein wichtiger, selten solide durchgeführter Arbeitsschritt.

Liegen die Daten in der notwendigen Qualität vor, können die Konfigurationsräume gebildet werden. Zugleich lässt sich prüfen, ob die Vertriebswelt (Produktmanagement mit den Konfigurationsräumen aus Kunden-, Markt- und Merkmalssicht im PIM) und die Technikwelt (Komponenten, Module, Beziehungswissen z.B. in SAP LO-VC / AVC oder im PDM) matchen. Es empfiehlt sich, die Räume und Pakete überschaubar und pflegbar zu halten (siehe auch Erfahrungen aus der KMAT-Modellierung).

Noch ein Hinweis am Rande: Oftmals nutzen Unternehmen zusätzliche Software-Optimierungswerkzeuge im Variantenmanagement oder Komplexitätsmanagement. Unsere Erfahrungen sind hier zweigeteilt. In der Entwicklung überschaubar komplexer Produkte (z.B. Weiße Ware) sind Variantenoptimierungswerkzeuge sicherlich hilfreich, in der Konfigurationsmodellierung und -optimierung insbesondere bei komplexeren Produkten gänzlich überfordert. Zudem wird die Datenhaltung in ein weiteres System vorgenommen. Sparen Sie sich diese Umwege, falls möglich. Nach unserer Erfahrung werden in zwei von drei nutzenden Unternehmen, die Systeme nach kurzer Zeit wieder abgeschaltet und beiseite gelegt. Aufwand und Nutzen passen einfach in vielen Unternehmen nicht zueinander.

Wurden diese oben beschriebenen Arbeitsschritte sauber durchgeführt, findet der Modell- und Regelwerksaufbau statt.


Durch geeignete Modellierung der Produkte und Produktstrukturen mittels Modularisierung , Variantenmanagement und einem passenden Regelwerk können zig- und hunderttausende Syntaxzeilen in wenigen Tabellen und einigen hundert Constraints abgebildet werden. Unter Aspekten einer TCO-Betrachtung (Total Cost of Ownership) ist der anfängliche Investitionsvorteil herkömmlicher oder veralteter Softwaretechnologien bereits nach etwa einem Jahr Variantenkonfiguration kompensiert, zumindest in Unternehmen mit komplexen und /oder sehr variantenreichen Produktangeboten. Im Umkehrschluss bedeutet dieser Erfahrungswert, dass der Aufwand zum Aufbau und zur Pflege (Administration, Ergänzungen, Änderungen) in komplexen und variantenreichen Produktangeboten bei ungeeigneter Konfigurationssoftware enorm hoch sein kann.

In einfachen Produktfeldern mit überschaubaren Varianten reicht ein herkömmlicher Produktkonfigurator oftmals aus. Bei speziellen Anforderungen wie dem Auslesen von LO-VC-Regelwerken in SAP gelten wiederum andere Kriterien. Nachfolgende Schritte geben auszugsweise und stichpunktartig die Themenfelder wieder, die in dem Arbeitspaket „Modellaufbau und Datenkonzept“ zu behandeln sind.

Komplexitätsmanagement: Produkt- und Konfigurationsmodell samt Regelwerkstechnologie aus einem Guss.

Folgende Themen sollten beim Modellaufbau und Datenkonzept Produktkonfigurator berücksichtigt werden:

  • Klare Definition der Produkt-Markt-Strategie und der Konfigurationsräume aus Sicht der Produktbereiche und Vertriebsmerkmale aufsetzen: Welche Produkte, welche Varianten, welche Optionen, welche Merkmalsbereiche und welche Merkmalsausprägungen?
  • Aufbau der Produktstruktur: Ebenen, Module, Baugruppen, Konfigurationsknoten. Wie kann die Produktstruktur konfigurationsseitig einfach im Regelwerk abgebildet werden?
  • Abgrenzung und Abgleich der Sichten Markt und Technik und Bildung der Produkt-Prozess-Klassen.
  • Abgrenzung Standard und Sonder.
  • Abgleich der externen und internen Vielfalt im Trichtermodell (siehe unten).
  • Sichten auf das Konfigurationsmodell und Einstiege in die Konfigurationsanwendung (Kundenapplikation, Produkt, Guided Selling, Branche).
  • Optimierung des Varianten- und Komplexitätsmanagements durch abgestimmtes Zusammenwirken von Produktstruktur mittels Modularisierung und Variantenmanagement, Produkthierarchie, Klassifikation und Ordnungssystematik innerhalb der Produktkonfiguration und der beteiligten Systeme.
  • Struktureller Modellaufbau im Kontext Produkt- und Systemkonfiguration sowie Regelwerk und klare Trennung von Daten, Strukturen, Regeln und Benutzeroberflächen.
  • Variantenmanagement mit modularen und simplen Constraints aufbauen.
  • Modellierungsansatz und Mächtigkeit des Regelwerks vor dem Hintergrund der Produkt- und Konfigurationskomplexität (Tabellen, Constraints, Berechnungen, etc.) berücksichtigen.
  • Preisfindungssystematik (Cost plus, merkmalsbasiert, dynamisches Value Based Pricing) und Abgleich von technischer Konfiguration und Preisfindung.

weiter zu: Variantenkonfiguration – System-Architektur und IT-Schnittstellen

Ein solides Variantenmanagement ist ein wichtiger Baustein in jeder CPQ-Konfigurationslösung

Baustein Variantenmanagement

Auf dem Weg zur erfolgreichen Einführung eines Produktkonfigurators ist ein solides Variantenmanagement ein wichtiger Baustein. Der Produktkonfigurator kann nur so gut sein, wie das, was im Regelwerk modelliert wurde.

Die Produktstruktur findet sich im Produktdatenmodell weitestgehend gespiegelt wieder. Herrscht hier schon Unordnung, ist die systemtechnische Abbildung im Produktdatenmodell nur mit großem Aufwand zu beherrschen. Wichtig für den Erfolg ist das Ordnen und Aufbereiten der Sichten aus Markt-, Technik-, Produktions- und Preisfindungssicht und das Einwirken auf Produkt- und Datenmodell.

Produktkonfiguratoren lassen sich hervorragend nutzen, um eine abgestimmte Marktstrategie durch Streichen und Befüllen mit Varianten und Merkmalsbereichen operativ mit einem differenzierten Pricing umzusetzen. Der Produktkonfigurator sollte damit das Herzstück im Variantenmanagement an der Schnittstelle Markt und Unternehmen sein. Weitere Tools sind operativ in fast allen Fällen nicht erforderlich. 

Seminar Produktkonfiguration

Seminar Produktkonfiguration

Seminar Variantenmanagement und Produktkonfiguration

Das erstmalige Aufsetzen einer Umgebung zum Variantenmanagement und Produktkonfiguration ist sehr anspruchsvoll und sollte von einem erfahrenen Spezialisten begleitet werden. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit groß, die angestrebten Ziele nicht zu erreichen oder das komplette Projekt scheitert.

Damit das vermieden wird, bieten wir Ihnen in Intensiv-Workshops eine Bestandsaufnahme und Bewertung der Ist-Situation an. Wir erarbeiten als Ergebnis eine auf Ihre Produkte, Prozesse und IT-Systeme abgestimmte Vorgehensweise. Hierzu nutzen wir einen umfassenden Methodenbaukasten. Auf der Grundlage von 20 Jahren Erfahrung und mehr als 100 Projekten werden so die größten Fehler vermieden und solide Lösungen implementiert. 

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